Buchgeschichten

Wie ich mich für ein Buch entscheide

von am Oktober 26, 2017

Immer wieder da Gleiche. Man liest ein Buch, ist fertig, dann muss was neues her. Aber was soll ich nur lesen?

Natürlich lese ich in erster Linie dann Bücher, die hier noch so rumstehen, liegen, in der Folie schlafend auf mich warten. Oder auch die digitalen Ausgabe auf meinem Kindle (mein Tolino ging nach einem Unfall leider von mir, da warte ich noch auf Ersatz).

Aber diese Bücher, die hier noch freudig auf meine Zuneigung warten, die habe ich mir ja irgendwann mal ausgesucht. Hier möchte ich euch erzählen, wie ich mich für Bücher entscheide.

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Drama

„Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult

von am Oktober 23, 2017

Information

Verlag: C. Bertelsmann
ISBN: 978-3570102374
Seitenzahl: 592 Seiten
Format: gebundene Ausgabe, eBook, Hörbuch

Diese Rezension bezieht sich auf die gebundene Ausgabe.

Handlung

Als Afroamerikanerin hatte es Ruth Jefferson nie leicht. Aber sie ging unbeirrt ihren Weg. Sie wohnt nun ganz selbstverständlich in einem Viertel, welches überwiegend von Weißen bewohnt wird, ihr Sohn geht auf eine Schule, die von Weißen besucht wird und Ruth ist eine erfahrene und gute Säuglingsschwester. Die einzige schwarze Schwester, die als Hebamme auf der Entbindungsstation des Krankenhauses arbeitet. Ihre schwarzen Freunde sind jedoch skeptisch, ob Ruths Leben wirklich so reibungslos und ohne Vorurteile verläuft. Und tatsächlich ist sie immer wieder Sticheleien und Skepsis ausgesetzt, auch von langjährigen Arbeitskolleginnen. Doch Ruth lächelt es weg, schließlich meinen sie alle es ja nicht böse. Es ist eben noch immer dieses Denken, was in den Köpfen der Menschen, ungewollt, steckt.
Ruths Leben gerät jedoch ordentlich ins Wanken, als ihr untersagt wird, sich um ein Neugeborenes zu kümmern. Die Eltern des kleinen Davis sind Rassisten und machen aus der Abneigung kein Geheimnis.
Kurz nach der Geburt ist Ruth einen Augenblich allein mit dem kleinen Davis, dieser bekommt Luftnot und einen Herzstillstand. Ruth ist hin- und hergerissen. Soll sie sich der Anweisung der Klinikleitung widersetzen und dem Jungen helfen? Nach kurzem Zögern hilft sie dem Jungen, ein Arzt kommt dazu und eine weitere Kollegin. Jedoch kommt alle Hilfe zu spät, und Ruth wird vom Kindesvater angezeigt. Sie soll schuld am Tod des Neugeborenen sein.
Eine emotionale und nervenaufreibende Zeit beginnt, in der Ruth immer wieder auf diese kleinen rassistischen Situationen im Alltag stößt, die selbstverständlich in der Gesellschaft scheinen, die Ruth aber kaum ertragen kann.

Layout

Das Buch kommt mit einem altrosa Papierumschlag daher, den man abnehmen kann. Das gebundene Buch an sich ist dunkelblau. Auf dem Umschlag ranken Orchideen. Die Schriftart gleicht der Schrift der vorangegangen Picoult Romane und bietet somit ein unübersehbares Wiedererkennungsmerkmal.
Die Kapitel werden von den Hauptprotagonisten erzählt und sind durch die Namen in der Überschrift gut voneinander abgrenzbar.

Fazit

Mit diesem Buch bin ich praktisch durch die Hölle der Gesellschaft gegangen. Ich war wütend, fassungslos, musste weinen und hätte am liebsten geschrien. Was stimmt den nicht mit der verkorksten Menschheit? Haben wir noch immer nicht begriffen, dass wir alle zumindest eines sind, und zwar Menschen? Hautfarbe, Glaube oder was weiß ich, einfach egal?
Jodi Picoult versteht es, den einzelnen Protagonisten im Roman ihren Raum zu geben, so dass man die Möglichkeit hat, jede Sichtweise zumindest nachzuvollziehen, auch wenn man vielleicht nicht jede befürwortet.
Die Protagonisten erzählen von ihrer Vergangenheit und von den Erlebnissen während des Prozesses. Das Buch ist sehr vielschichtig und das Thema Rassismus wird nie von nur einer Seite beleuchtet. Vor allem die Welt von Kindsvater Tuck wird greifbar in Szene gesetzt und man bekommt eine Idee von den Wurzeln des Rassismus.
Ruth verliert im ganzen Buch nie den Mut und ist für die leise Geschichte, die mehr so zwischen den Zeilen spielt, zuständig.
Mich hat das Buch gepackt. Schon auf den ersten Seiten, auf denen ich fassungslos innehalten musste, als dir Familie die Hebamme vor die Tür gesetzt hat.
Das ganze Buch spiegelt dieses unglaublich unfassbare Dilemma der Gesellschaft wieder. Obwohl man es vielleicht gar nicht will, besteht in jedem von uns die Gefahr, ansetzte von Rassismus im Denken zu haben. Keiner ist davon befreit.
Jodi Picoult geht mutig und offen an ein brisantes Thema, welches nach wie vor aktuell ist. Dabei wird sie nie die moralische Autorin, die mahnend den Zeigefinge hebt. Vielmehr versteht sie es den Leser zur Selbstreflektion zu bringen. Ich habe mich immer wieder selbst hinterfragt. Wie sehe ich das eigentlich?
Dieses Buch lege ich wirklich jedem ans Herz, denn es sollte von jedem gelesen werden, egal welches Genre man mag. Es macht die Welt vielleicht nicht besser, aber es hilft, viel öfter mal über sich und sein eigenes Handeln nachzudenken. Stoße ich vielleicht selbst manchmal, wenn auch ungewollt, Menschen vor den Kopf, weil sie für mich „anders“ sind?
Von mir 5 Eseslsöhrchen.

Vergebene Eselsörchen:

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Liebesroman

„Der verbotene Liebesbrief“ von Lucinda Riley

von am Oktober 11, 2017

Information

Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3442484065
Seitenzahl: 704 Seiten
Format: Taschenbuch, eBook, Hörbuch

Diese Rezension bezieht sich auf das Taschenbuch.

Handlung:

Obwohl die junge Journalistin Joanna Haslam mit einer Erkältung flach liegt, wird sie von ihrem vorgesetzten Redakteur zur Trauerfeier des kürzlich verstorbenen Schauspielers Sir James Harrison geschickt.
Während der Trauerfeier trifft sie eine ältere Dame, Rose, der es nicht so gut geht. Noch während der Trauerfeier begleitet Joanna sie nach Hause. Ein paar Tage nach der Trauerfeier erhält Joanna einen Umschlag mit einem merkwürdigen Inhalt. Darunter befindet sich ein Liebesbrief und ein altes Theaterprogrammheft. Joanne stellt sich die Frage, warum die alte Dame ihr diese Unterlagen schickt und wer die zwei Liebenden waren.
Joanna macht sich auf den Weg zu der Frau, doch als sie an deren Wohnung ankommt, ist diese durch einen Unfall verstorben.
Joanna Haslam kann nicht anders. Neugierig beginnt sie zu recherchieren, nichts ahnend, dass sie in ein Wespennest sticht und dabei sogar ihr Herz verliert.
Was verbirgt sich für eine Liebesgeschichte hinter dem Brief und warum sind Menschen sogar bereit, dafür zu töten. Wer ist Freund in diesem Schauspiel, wer Feind?

Layout

Eine raue Küstenlandschaft dominiert das Cover. Lila und Grau die ins Auge springenden Farben. Im oberen Drittel findet man in klarer Schrift den Namen der Autorin und den Buchtitel.
Von den Farben her ein sehr stimmiges Layout, aber es scheint sehr beliebig zu sein, denn es hat nicht wirklich viel mit der Handlung zu tun.
Das Buch ist in nummerierte Kapitel unterteilt. Es gibt verschiedene Abschnitte, die alle Namen von Schachzügen haben. Das wirft zu Anfang zwar Fragen auf, doch im Laufe der Geschichte erschließt sich der Sinn.

Fazit

Ich habe alle Riley Bücher bisher gelesen, und muss gestehen, dass dieses hier das schwächste für mich ist.
Die Handlung ist zäh und plätschernd, auch wenn die Idee der Geschichte wieder ein typischer Riley Stoff ist.
Protagonisten aus der Gegenwart stoßen auf Geheimnisse der Vergangenheit, die es zu lüften gilt. Doch in diesem Roman springt Lucinda Riley nicht wie üblich immer mal wieder in die Vergangenheit um die Geschichte parallel zu erzählen. Dieses Mal wird alles im Hier und Jetzt aufgeklärt. Dabei wirkt die Geschichte manchmal sehr konstruiert. (Achtung Spoiler, nur damit ich ein Beispiel nenne: Protagonist stirbt, lebt dann aber, wie durch ein Wunder, in Mexiko weiter).
Ich hätte dieses Mal Schema F von Mrs. Riley sehr passend gefunden. Ich glaube, das hätte der Geschichte mehr Tiefe gegeben.
So bleibt das Buch leider sehr platt für mich, die Protagonisten handeln eher unlogisch und unbegründet und so wirklich viel für die eigentliche Handlung passiert auf den ersten 300 Seiten nicht.
Ja, ich habe tatsächlich mehr als bis zu Seite 101 versucht dem Buch eine ehrliche Chance zu geben. Ab Seite 300 kommt dann auch so etwas wie ein Spannungsbogen auf, als man so eine erste Idee bekommt, wer denn die verstorbene Rose ist und was sie vielleicht mit dem verstorbenen Schauspieler zu tun hat. Aber ab da wird die Geschichte trotz Spannung leider sehr zurechtgerückt und man bekommt gerade zum Thema englisches Königshaus Zusammenhänge vermittelt, die ich skeptisch hinterfrage.
Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, denn dann würde ich einfach zu sehr spoilern.

Von mir gibt es leider nur schwache 3 Eselsöhrchen, aber auch nur, weil ich der erwartenden Hoffnung mehr als 100 Seiten geschafft habe.

Vergebene Eselsörchen:

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