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„Leuchtfeuer: Die Schwestern vom Waldfriede“ von Corina Bomann

September 30, 2022

Information

Verlag: Penguin Random House
ISBN: ‎ ‎ 978-3-328-60226-2
Genre: Historischer Roman
Seitenzahl: 624
Format: Taschenbuch, eBook, Hörbuch

Diese Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe. Ich danke dem Penguin/Random House Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

Das Buch in einem Satz:
Die dunklen Zeiten des Nazi-Regimes halten im Waldfriede einzug.

Und wieder ein Buch der „Historischen Schiene“. Ich war begeistert von der ARD-Serie „Charité“, und da war es für mich klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste. Aber mir war nicht klar, auf was für eine spannende und dramatische Reise ich mich einlassen würde.

Schwere Zeiten im „Waldfriede“

Hauptschauplatz ist, wie auch schon im ersten Band der Reihe, das Krankenhaus „Waldfriede“ im südwestlichen Berliner Stadtteil Zehlendorf.

Die Geschichte des (real existierenden) Krankenhauses wird im Jahr 1933 fortgesetzt, als die Kinderkrankenschwester Lilly angestellt wird. Sie wird Dr. Rudolph Kirsch unterstellt, und verliebt sich in ihn, auch wenn sie sich über ihre eigenen Gefühle noch nicht vollends im Klaren ist.

Als die Nationalsozialisten in dem Jahr die Macht in Deutschland ergreifen, brechen schwere Zeiten für die Belegschaft des Krankenhauses an. Neben Dr. Kirsch sind viele weitere Mitarbeiter*innen Juden, und damit Zielpersonen der Nazis.

Eine symbiotische Beziehung

Ich finde es faszinierend, dass Corina Bomann es schafft, real existierende Schauplätze und Geschehnisse, die sie gewissenhaft und umfangreich recherchiert hat, mit fiktiven Begebenheiten und Personen zu verknüpfen, und daraus eine fesselnde Geschichte zu weben, die mich das eine oder andere Mal ziemlich überwältigt zurückgelassen hat. Wer denkt, dass historische Romane trocken und öde seien, der irrt bei Corina Bomann gewaltig. Gerade auch die nicht so einfache „Nazi“-Thematik macht den zweiten Band zu einem absoluten Highlight der Reihe.

Es ist außerdem nicht zu leugnen, dass weder die neu auftretende Lilly, noch die bereits bekannten Figuren aus dem ersten Band die Hauptrolle spielen. Die eigentliche (heimliche) Hauptfigur ist das Krankenhaus selbst, so merkwürdig es auch klingen mag. Gerade vor dem Hintergrund, dass es sich beim „Waldfriede“ um ein Krankenhaus handelt, das auch heute noch im Betrieb ist, blättert man ein ums andere Mal ehrfürchtig um. Es juckt mir in den Fingern, mich in den Zug zu setzen, und mir dieses imposante Gebäude einmal in Echt anzuschauen.

Was aber nicht heißt, dass die menschlichen Schicksale der Figuren in den Hintergrund tritt. Im Gegenteil bildet das Krankenhaus den Rahmen der Tragödien und Glücksmomente der Charaktere, ohne bloß ein „beliebiger Schauplatz“ zu sein. Die Figuren funktionieren nicht ohne das Krankenhaus, und das Krankenhaus lebt durch die Charaktere. Eine symbiotische Beziehung.

Auch die medizinischen Hintergründe sind penibelst genau recherchiert. Hut ab, Frau Bomann, soviel Einsatz und Genauigkeit machen diese Reihe zu etwas ganz besonderem.

Abzüge in der B-Note

Bei soviel Lob fällt es schwer, etwas Negatives zu finden. Doch leider gibt es eine Sache, die zumindest mir es schwer gemacht hat, der Story problemlos zu folgen. Es ist wohl der Anzahl der Figuren geschuldet, dass sehr viele Szenen gleichzeitig spielen, und die Perspektive daher sehr oft gewechselt wird. Diese vielen Szenenwechsel und Sprünge hin und her stören leider etwas den Lesefluss, sodass ich für Band zwei leider einen Punkt abziehen muss.

Trotzdem ist Band zwei mehr als ein würdiger Nachfolger, und ich bin gespannt, wohin die Reise des „Waldfriede“ noch gehen wird. Vielleicht gibt es ja irgendwann auch eine ARD-Serie wie „Charité“. Verdient wäre es allemal.

4 von 5 Eselsöhrchen.

Vergebene Eselsörchen:

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